Niiws us um Hüüs, Mitteilung 27

Die Geschichte des Carnotzets

Wir haben die Ehre und das Vergnügen, in einem 100-jährigen Gebäude zu arbeiten. Es ist Teil des «Mathier Weinparks», der wächst und sich verändert. Im Moment passiert so einiges. Es entstehen ein neuer Barrique-Keller und ein neuer Raum für die Vergärung unserer Trauben in Foudriers (Holzgärbottiche), wir haben eine Solaranlage in Betrieb genommen und die Heizung renoviert. Während im tiefen Keller alle Geheimnisse rund um unsere Weine gehütet werden und dem breiten Publikum weniger zugänglich sind, gab es einen Raum in unserem Keller, der weitherum bekannt war. Das Carnotzet. Vor ein paar Monaten wurde es abgerissen und macht dem Barrique-Keller Platz.

Das Carnotzet wurde 1964 an der Stelle erbaut, wo Waschtröge für die ganze Familie Mathier standen und früher Kühe getränkt wurden. Obwohl ich schon meinen ganzen Lebtag lang in diesem Gebäude zu Hause bin, war das für mich neu. Meine älteren Geschwister haben mir ihre Erinnerungen an diesen Platz erzählt. Es ist ein mythischer Ort. Jedes Familienmitglied verbindet mit ihm bleibende, schöne Erinnerungen. Das freudige Strahlen, die glänzenden Augen und der Satz «Wenn diese Wände reden können …» lassen einiges erahnen.

Das Carnotzet war von 1964 bis 1995 das wirtschaftliche Rückgrat unseres Kellers. Hier wurden unsere Weine zur Degustation und zum Verkauf angeboten – mit grossem Erfolg. Vereinzelt wurde der Versuch unternommen, den Raum einer neuen Bestimmung zuzuführen, aber kaum war der Gedanke in der Luft, wurde laut dagegen protestiert. Das Carnotzet ist immer seiner Grundbestimmung gerecht geblieben: Es wurde Wein darin getrunken. Daneben war es auch Sitzungs- und Verhandlungsraum und für uns Jugendliche seinerzeit ein Raum ausserhalb der Öffentlichkeit (in dem es Wein gab und als Mutprobe ab und zu Schnaps). Worte zum Weingenuss, zur Verkostung, zum Auffüllen der eigenen Weinbestände, Diskussionen rund um Rebberge und das Leben im Allgemeinen füllten diesen Raum tagtäglich. Hier wurden Verliebte zusammengeführt, Freundschaften fürs Leben geschlossen, Existenzen begründet. Kurz: Es war ein zentraler Ort für uns und für unserer Weinliebhaber.

Menschen prägten ihn. Auch deshalb dauerte es bis heute, bis ich mich getraute, die Entscheidung für den Abriss zu fällen. Aber nachdem 1995 das neue Carnotzet mit der neuen und modernen Infrastruktur in Betrieb genommen wurde, vergassen wir allmählich diesen kleinen versteckten Raum im Nebengebäude. Kaum jemand von uns hat ihn seither genutzt. Nun freuen wir uns alle auf den Barrique-Keller.